In meinem heutigen Blog möchte ich über Anleihenschreiben und der Frage nachgehen, ob sich Investitionen in Anleihen für Kleinanleger lohnen.
Wenn Unternehmen oder Staaten für größere Projekte, Aktivitäten oder Maßnahmen Kapital benötigen, können sie sich von Anlegern Geld, in der Regel gegen die Zahlung von Zinsen, leihen.
Hat der Anleger eine Anleihe übernommen, erhält er eine regelmäßige Zinszahlung, Kupon genannt wird, vom Ausgeber der Anleihe. Am Ende der festgelegten Laufzeit der Anleihe (Fälligkeit) erhält der Anleger sein Geld zurück.
Es funktioniert also wie ein übliches Darlehen.
Ergänzend hierzu gibt es auch sogenannte Nullkuponanleihen (Zerobonds), bei denen keine regelmäßige Zinszahlung erfolgt, sondern am Ende der Laufzeit, zur Fälligkeit, ein höherer Betrag zurückgezahlt wird.
Ein Beispiel verdeutlicht das Prinzip der Anleihe:
Die Ruhrstahl AG benötigt in der Nähe ihres Standortes ein neues Walzwerk. Die berechneten Kosten belaufen sich auf ca. eine Million Euro.
Da das Unternehmen diesen Betrag nicht aufbringen kann, beschließt es, eine Unternehmensanleihe zu emittieren. Die Emission erfolgt in Teilen zu je 1.000 Euro pro Anleihe.
Diese Unternehmensanleihe hat eine Laufzeit von sieben Jahren und verfügt über einen Kupon von 5 % im Jahr. Am Ende der Laufzeit zahlt das Unternehmen jedem Anleiheinhaber den Nennbetrag von 1.000,00 Euro zurück.
Während der Laufzeit hat der Anleiheinhaber 350,00 Euro (siebenmal 50,00 Euro) für seine 1.000,00 Euro an Zinsen erhalten.
Bei Anleihen spricht man auch von festverzinslichen Wertpapieren. Beim Begriff “festverzinslich” ist nicht der feste Zins gemeint, sondern, dass es einen festen Termin für eine Zinszahlung gibt. Das ist etwas missverständlich. Es besteht also die Möglichkeit, dass die Anleihe mit einem variablen Zins versehen ist.
Wichtige Anleger sind in der Regel Pensionsfonds, Versicherungsgesellschaften oder Privatanleger.
Anleihen lassen sich auch am sogenannten Sekundärmarkt handeln. Der Kurs einer Anleihe wird in Prozent (Geld- und Briefkurs) zum Nennwert angegeben.
Am Zinssatz kann man in der Regel das Risiko einer Anleihe erkennen. Hochrisiko-Anleihen haben zumeist auch höhere Zinsen, praktisch als Lohn für das höhere Risiko.
Es gibt Staatsanleihen, Unternehmensanleihen, Kommunalanleihen (z.B. von Städten) und Schwellenländeranleihen.
Hypothekenbesicherte Anleihen (Mortgage-Backed Securities) sind Anleihen, die durch die Verbriefung der Hypothekenzahlungen geschaffen werden.Darlehensrückzahlungen werden in einem Wertpapier gebündelt (siehe Subprime-Krise).
Dasselbe Konstrukt gibt es auch für Auto- oder Kreditkartenzahlungen.
Wertpapiere, die durch Hypotheken besichert sind, nennt man Pfandbriefe oder auch Covered Bonds (gedeckte Anleihen).
Anleihen bringen durch die regelmäßigen Zinszahlungen ein planbares regelmäßiges Einkommen. Es gibt bei den Zinszahlungen viertel-, halb- oder jährliche Zahlungstermine.
Am Ende der Laufzeit erhält der Anleger sein Kapital zurück. Das o.g. Beispiel zeigt einen Zinsgewinn von 350,00 Euro bei einer Laufzeit von sieben Jahren.
Was muss ein Anleger nun berücksichtigen, bevor er sich für eine Anleihe entscheidet?
Bei einem planvollen Vermögensaufbau können Anleihen wertvolle Unterstützung leisten. Insbesondere wenn in vorhersehbaren Abständen höhere Zahlung ansteht, wie die Rückzahlung eines Autokredites.
Gut bewertete Anleihen stehen für Kapitalerhalt und Einnahmen in Höhe der Zinszahlungen bei geringem Risiko. Zusätzlich erhöhen sie die Diversifizierung eines Depots.
Aktien sind deutlich den Kursschwankungen ausgesetzt. Insbesondere bei einem Rückgang des Wirtschaftswachstums, sind Anleihen attraktiver, weil in diesem Fall zumeist auch die Inflation sinkt.
Kauft ein Anleger eine Anleihe und möchte diese bis zum Ende der Laufzeit halten und seinen Gewinn über die regelmäßigen Zinszahlungen erreichen, ist die Wertentwicklung einer Anleihe nicht entscheidend.
Dieser Anleger wird in erster Linie am Rating der Anleihe interessiert sein, also wie sicher sein Geld und die Höhe der Zinszahlungen sind.
Wer aber seine Anleihe vor Ablauf der Fälligkeit verkaufen möchte oder wer eine Anleihe nach der Emission kaufen möchte, kann dies über den Sekundärmarkt tun.
Hier ist es für den Anleger wichtig, welche Faktoren über die Wertentwicklung einer Anleihe entscheiden.
Für eine Anleihe gibt es zwei Arten der Preisbildung.
Erstens ist da der Nennwert, der festgelegt wird, wenn die Anleihe zum ersten Mal emittiert wird. Dies ist auch der Geldbetrag, den der Anleger bei Fälligkeit, also nach Ablauf der Laufzeit, erhält.
Die zweite Möglichkeit erfolgt über den Sekundärmarkt. Der Preis einer Anleihe, zu dem sie auf dem Sekundärmarkt gehandelt wird, ist von mehreren Faktoren abhängig.
Der Preis der Anleihe auf dem Sekundärmarkt wird nicht in einem Geldbetrag in Dollar oder Euro angegeben, sondern in Prozent. Dabei entspricht 100 % dem Nennwert.
Ein Wert von 99% entspräche 990,00 Euro.
Vier Faktoren sind für den Wert ausschlaggebend:
Zu den Zinsen:
Die Anleihe ist mit einem Zinssatz versehen. Wenn die vorherrschenden Zinsen über diesen Zinssatz steigen, verliert die Anleihe an Wert. Somit sinkt der Kurs der Anleihe.
Liegt der Kupon-Zins beispielsweise bei 4,5 % und die vorherrschenden Zinsen liegen bei 4,8 %, wäre das ein Fall, bei dem die Anleihe an Wert verliert.
Fallen die vorherrschenden Zinsen unter den Kupon-Zins der Anleihe, so gewinnt die Anleihe an Wert. Der Kurs der Anleihe steigt über ihren Nennwert.
Zum Ende der Laufzeit ändert sich das aber wieder, so dass zum Ende der Laufzeit immer der Nennwert erreicht wird, zu dem die Anleihe auch zurückgezahlt wird.
Zum Rating einer Anleihe:
Ratingagenturen, wie Moody’s oder Standard & Poor's, vergeben für Anleihen ein Rating, das Aussagen über die Zuverlässigkeit des Emittenten macht.
Je höher eine Anleihe eingestuft wird, desto zuverlässiger ist der Emittent und der Anleger erhält mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Fälligkeitstermin die Rückzahlung des Nennwertes.
Zum Alter einer Anleihe:
Je näher die Zeit an den Fälligkeitstermin rückt, desto mehr bewegt sich der Kurs der Anleihe in Richtung Nennwert, wenn er zuvor davon abweicht.
Zu den Marktbedingungen:
Entwickeln sich die Aktien aufgrund des Marktumfeldes besser als Anleihen, schichten viele Anleger ihr Kapital von Anleihen in Aktien um.
Fällt der Aktienmarkt infolge einer Korrektur, schichten Anleger vermehrt in Anleihen um.
Im Ergebnis bedeutet das, wenn du eine Anleihe am Sekundärmarkt zu einem Kurs von 98 % kaufst, bezahlst du 980,00 Euro. Hältst du diese Anleihe bis zum Fälligkeitstermin, erhältst du den Nennwert von 1000,00 Euro ausgezahlt.
Fallen in der Haltezeit Zinszahlungen an, komme diese zu deinem Gewinn dazu.
Ein krasses Beispiel stellt eine Staatsanleihe Rumäniens dar. Die aktuell zum Kurs von 65,90 % am Sekundärmarkt gehandelt wird.
Der Kupon-Zins beträgt 2,85 % mit jährlicher Zahlung. Die Anleihe hat einen Nennwert von 1.000 Euro.
Die Laufzeit beträgt noch 17,8 Jahre.
Solltest du die Anleihe bis zum Fälligkeitsdatum halten, erhältst du den Nennwert von 1.000 Euro und die jährlichen Zinszahlungen, obwohl du nur 659,00 Euro für den Kauf der Anleihe bezahlt hast.
Der Vollständigkeit halber erwähnt, muss der Käufer noch Stückzinsen zahlen, wenn er eine Anleihe während einer bereits laufenden Zinsperiode kauft. In diesem Fall sind das nur ein paar Euro, grob gerechnet in dem Fall etwa 9,00 Euro.
Wenn man Anleihen am Sekundärmarkt kaufen möchte, muss man beachten, dass nicht jede Anleihe gut handelbar ist. Das heißt, dass immer der Gegenpart (Käufer - Verkäufer) da sein muss.
Möchte ich eine Anleihe verkaufen, muss auch jemand da sein, der sie mir abnimmt. Problemlos klappt das, wenn die Anleihe ein hohes Handelsvolumen aufweist und die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs entsprechend niedrig ist.
Bundesanleihen sind sehr gut handelbar und in ihrer Stückelung auch für Kleinanleger erschwinglich. Das sieht bei Unternehmensanleihen manchmal anders aus. Hier sind Stückelungen von mehreren tausend Euro möglich.
Anleihen stellen auch für Kleinanleger ein akzeptables Mittel der Kapitalvermehrung dar. Obwohl ich hier den Kapitalerhalt in den Vordergrund stellen würde.
Aber eine gute Verzinsung, oberhalb der Inflation, ist auch eine Möglichkeit der Kapitalvermehrung. Insbesondere wenn in absehbarem Zeitraum größere Zahlungen anstehen oder geplant sind, lässt sich das mit Anleihen, insbesondere mit gutem Rating, sicherstellen. Bundesanleihen zum Beispiel verfügen über ein ausgezeichnetes Rating und sind in einer für Kleinanleger geeigneten Stückelung zu haben.
Den Handel mit Anleihen über den Sekundärmarkt rate ich nur Anlegern, die sich mit der Materie wirklich vertraut gemacht haben und über ausreichendes Kapital verfügen, um hier lohnende Gewinne einzufahren.