Kann ich mit Zertifikaten spekulieren? Was ist ein KO-Zertifikat und wo liegt der Unterschied zu Faktor-Zertifikaten? Kann ich Gewinne mit diesen Zertifikaten machen? Lohnt sich der Kauf eines Diskount-Zertifikats?
Zertifikate sehen günstig aus und versprechen schnelle Gewinne. Aber ist das auch so?
Bei Zertifikaten gibt es einiges zu beachten, insbesondere bei KO- und Faktor-Zertifikaten.
Zertifikate sind sogenannte Inhaber-Schuldverschreibungen, die an einem Basiswert gekoppelt deren Preisentwicklung nachvollziehen. Es wird keine feste Verzinsung erreicht, sondern der Erfolg oder Misserfolg des Basiswertes vergütet.
Die Deutsche Bank brachte 1990 das erste Zertifikat in Deutschland auf den Dax heraus.
Die Pleite der US-Investment Bank Lehman Brothers, von der auch der deutsche Ableger betroffen war, zeigte die Gefahren, die mit dem Handel verbunden sind. Zertifikate fallen nicht unter die Einlagensicherung und sind im Insolvenzfall wertlos. Hier spricht man auch vom Emittentenrisiko.
Zertifikate werden von den Banken emittiert und überwiegend an private Anleger verkauft.
Der Anleger kann mit den Zertifikaten verschiedene Anlagestrategien verfolgen. So kann er auf steigende oder fallende Kurse, auf bestimmte Handelsspanne oder festgelegte Schwellen spekulieren.
Zur Verfolgung bestimmter Strategien stehen eine Reihe von Zertifikaten zur Verfügung.
Anlagezertifikate folgen der Wertentwicklung des Basiswertes und Hebelzertifikate sind auf eine verstärkte Wertentwicklung ausgelegt.
Hierzu gibt es für jede Art verschiedene Ausführungen.
In diesem Blog möchte ich mich vorrangig zuerst den KO- und Faktor-Zertifikaten widmen, die zu den Hebelzertifikaten gehören.
Beide Zertifikate ermöglichen es dem Anleger, mit einem verstärktem Engagement auf die Kursbewegungen des zugrunde liegenden Basiswertes zu spekulieren.
Sie unterscheiden sich aber in ihrer Struktur und Funktionsweise.
Anschließend möchte ich auf das Diskount-Zertifikat eingehen, dass sich doch von den beiden anderen deutlich unterscheidet.
KO-Zertifikate haben eine KO-Schwelle, die die wichtigste Eigenschaft dieses Produktes darstellt. Wenn der Kurs des Basiswertes diese Schwelle erreicht oder übertritt, verfällt das Zertifikat wertlos oder es wird in einigen Fällen zum Restwert ausgezahlt.
Der Hebel ist bei KO-Zertifikaten durch den Abstand des aktuellen Kurses zur KO-Schwelle definiert. Der Hebel kann sich aufgrund von Kursbewegungen des Basiswertes während der Laufzeit stark verändern.
Das Faktor-Zertifikat bietet einen konstanten Hebel, der täglich auf die Kursbewegung des Basiswertes angewendet wird. Ein Faktor 5 bedeutet, dass die tägliche Kursbewegung um den Faktor 5 verstärkt wird.
Die tägliche Anpassung bedeutet, dass der effektive Hebel über längere Zeiträume nicht mehr konstant sein kann. Langfristige Kursbewegungen und Schwankungen beeinflussen die Wertentwicklung. Dies kann unvorhersehbare Effekte (Kursentwicklungen) haben, insbesondere bei volatilen Marktphasen.
Beide Arten von Zertifikaten bieten hohe Gewinn-Chancen, aber eben auch ein sehr hohes Risiko. Geeignet in der Regel nur für Anleger, die die Funktionsweise verstehen.
Das Kernstück eines Zertifikates ist der Basispreis, den der Emittent für den Basiswert festlegt. Dieser bleibt für die gesamte Laufzeit des Zertifikates unverändert.
Der innere Wert des Zertifikates ergibt sich aus der Differenz aus Basispreis und aktuellem Kurs.
Ist der aktuelle Kurs eines Basiswerte (z.B. der Aktie von BASF) bei 50,00 Euro und legt der Emittent den Basispreis auf 45,00 Euro fest, beläuft sich der innere Wert des Zertifikates auf 5,00 Euro.
Steigt der Kurs der BASF-Aktie auf 60,00 Euro steigt der innere Wert des Zertifikates auf 15,00 Euro an, obwohl der Wert der zugrunde liegenden Aktie nur um 20 % gestiegen ist, hat sich der Wert des Zertifikates verdreifacht (Hebelwirkung).
Hat der Emittent die KO-Schwelle auf 44,00 Euro gelegt, so verfällt das Zertifikat, wenn der Kurs der BASF-Aktie auf 44,00 Euro sinkt, wertlos. Mein eingesetztes Kapital ist also komplett verloren.
Stellt man beim Nachrechnen fest, dass der innere Wert vom Kaufpreis abweicht, so handelt es sich bei der Differenz um das Aufgeld.
Das Aufgeld legt der Emittent fest. Es soll die Kosten des Emittenten für Absicherung und Liqidität abdecken.
Die Zertifikate sind auf kurzfristige Kursbewegungen ausgelegt und sollten dementsprechend auch nur kurz gehalten werden.
Wie bei der o.g. Darstellung der Funktionsweise der Hebelwirkung klar wird, sollte man auf jeden Fall ein längeres Halten eines Zertifikates vermeiden. Auch wenn die Laufzeit des Zertifikates mit open end angegeben ist.
Neben den Kosten für das Aufgeld, können die Unterschiede zwischen Brief- und Geldkurs deutlicher als bei Aktien oder Optionsscheinen sein.
Gehandelt werden die Zertifikate an der Börse oder über den Emittenten. Das Risiko für Manipulationen ist gegeben.
Solltest du auf eine klare Kursbewegung spekulieren, die deiner Meinung nach unmittelbar bevorsteht, dann kannst du es mit einem KO-Zertifikat oder Faktor-Zertifikat versuchen.
Aber nur für wenige Tage halten und setze konsequent einen Stopp-Kurs, der möglichst in der Nähe des aktuellen Kurses liegt.
Hier gilt besonders Verluste eng begrenzen!
Das Discount-Zertifikat ist ein Finanzprodukt, mit dem du, in einem Basiswert investieren kannst und dabei einen Abschlag (Diskount) auf den aktuellen Marktpreis erhältst.
Dies bietet eine Kombination aus begrenztem Risiko, aber auch begrenzter Ertragschange.
Der Basiswert stellt auch hier ein Index oder eine Aktie dar.
Beim Kauf zahlt der Anleger weniger als den aktuellen Marktpreis des Basiswerts. Dieser Preisnachlass ist der Diskount.
Zusätzlich verfügt das Diskount-Zertifikat über eine Obergrenze (Cap), die den maximalen Rückzahlungsbetrag begrenzt. Das heißt, liegt der Basiswert am Laufzeitende über dem Cap, erhält der Anleger nur den Cap-Betrag ausgezahlt.
Die Laufzeit eines Diskount-Zertifikates ist immer festgelegt. Hier gibt es kein open end. Am Ende der Laufzeit wird der Wert des Zertifikates anhand des Basiswertes und des Caps bestimmt.
Nr.1 - Aktienkurs liegt unter dem Kaufpreis
Am Ende der Laufzeit steht der Basiswert bei 80,00 Euro. Der Anleger hat einen Verlust von 10,00 Euro gemacht.
Nr. 2 - Aktienkurs steht zwischen Kaufpreis und Cap
Die Aktie steht am Ende der Laufzeit bei 105,00 Euro. Der Anleger erhält den vollen Betrag, also 105,00 Euro ausgezahlt. Gewinn somit 15,00 Euro.
Nr.3 - Aktienkurs liegt über dem Cap
Am Ende der Laufzeit steht die Aktie bei 120,00 Euro. Der Anleger erhält aber nur den Cap-Betrag von 110,00 Euro. Sein Gewinn beträgt 20,00 Euro, obwohl der Basiswert um 30,00 Euro gestiegen ist.
Welche Vor- und Nachteile hat nun der Anlager davon?
Diskount-Zertifikate sind insbesondere bei Seitwärts-Märkten oder nur leicht steigenden Kursen attraktiv. Eine sehr defensive Anlagestrategie.
Bisher habe ich noch keine Diskount-Zertifikate gehandelt. Mit KO-Zertifikaten habe ich bereits spekuliert und unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Wichtig ist, dass bei Hebel-Zeritifikaten die Haltedauer kurz sein sollte und ein enger Stopp gesetzt wird.
Wenn die Kurse erstmal fallen, kann es passieren, dass keine Kurse mehr gestellt werden und man nicht verkaufen kann. Dann bleibt einem nur zuzusehen, wie das Geld dahin schmilzt.
Um Mai 27, 2024