Der Handel mit Optionsscheinen stellt eine interessante Spekulationsmöglichkeit dar, die allerdings mit deutlichen Risiken verbunden ist.
Es bestehen erhebliche Unterschiede zu Optionen, daher sollte man hier klar trennen, um Verwechslungen auszuschließen.
Der Optionsschein ist im Unterschied zur Option ein verbrieftes Wertpapier und verfügt daher auch über eine Wertpapierkennnummer.
Es handelt sich um ein Derivat, also um ein abgeleitetes Wertpapier. Dazu gehört immer ein Basiswert, auf den sich der Optionsschein bezieht und von dem die Wertentwicklung des Optionsscheines abhängt. Vor Ablauf der festgelegten Laufzeit kann ich den Basiswert zu einem zuvor festgelegten Basispreis kaufen oder verkaufen.
Mit einem Optionsschein kann man auf steigende (Call) und fallende (Put) Kurse des Basiswertes wetten. Ein Verkauf, wie bei Optionen ist nicht möglich.
Er wird OTC über den Emittenten oder aber auch über die Börse gehandelt.
Bei Optionsscheinen besteht das Emittentenrisko (Gefahr, dass der Herausgeber seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommt) und es besteht auch die Möglichkeit der Manipulation.
Dazu kommt, dass die Berechnung eines Optionsscheines einem mathematischen Konstrukt ist, bei dem nicht jeder durchsteigt.
Ich nutze Optionsscheine, um an einer vermuteten Kursentwicklung eines Basiswertes (Aktie) mit einem entsprechenden Hebel zu partizipieren und das bei relativ geringen Kapitaleinsatz.
Insbesondere bei Aktien, die mir vom Kaufpreis her zu teuer sind, kann ich hier trotzdem von der Kursentwicklung profitieren.
Am 23. April 2024 stand die Aktie des US-amerikanischen Unternehmens Visa bei 257,10 Euro. Für 10 Aktien müsste ich bereits 2571,00 Euro hinlegen.
Ich ging davon aus, dass die Aktie im Aufwärtstrend ist. Die Nachrichtenlage war gut und die Fundamentaldaten passten auch. Also wollte ich hier einen Trade wagen, ohne die hohe Summe beim Erwerb des Basiswertes zu zahlen.
Ich wählte einen Optionsschein mit einer Laufzeit von ca. einem Jahr. Hier konkret bis zum 20.06.2025. Bei einer solchen Laufzeit ist die Chance , dass das erwartete Ergebnis eintritt höher als bei einer kürzeren Laufzeit. Ein kleiner Rückschlag zwischendurch ist meist noch aufholbar.
Da ich einem Call-Optionsschein kaufen wollte, legte ich den Basispreis ca. 10 % über den aktuellen Kurs. Hier ist eine positive Entwicklung des Optionsscheines wahrscheinlicher.
Bei Call-Optionen nutze ich immer diese Konstellation von mindestens einem Jahr Laufzeit und den Basiswert 10 % über dem aktuellen Kurs.
Bei der Auswahl einer Put-Optionen verfahre ich genauso. Hier liegt der Basispreis nur 10 % unter dem aktuellen Kurs.
Am 23. April 2024 kaufte ich fünfhundert Optionsscheine auf Visa mit einer Laufzeit bis zum 20.06.2025 und einem Basispreis von 300 Euro. (Das sind zwar etwas mehr als 10 %, aber aufgrund des angebotenen Preises des Optionsscheines akzeptabel).
Ein Optionsschein kostete 1,86 Euro. Ich kaufte fünfhundert zu einem Preis von 186,50 Euro, einschließlich Transaktionskosten von 0,50 Euro. Der Gesamtkapitaleinsatz lag demnach bei 930,50 Euro.
Ich wollte die Optionsscheine ein paar Tage halten und bei einem guten Gewinn recht schnell verkaufen. Die allgemeine Marktsituation deutete auf eine Korrektur hin.
Im Rahmen das Risikomanagement setzte ich beim Kauf einen Stopploss, mit dem ich maximal 20 Euro Verlust machen konnte.
Am 24. April 2024, also einen Tag später, stand der Kurs der Visa-Aktie bei 262,55 Euro. Den Optionsschein könnte ich sofort für 2,10 Euro verkaufen.
Aufgrund der Marktsituation verkaufte ich tatsächlich die fünfhundert Optionsscheine zum Kurs von 2,10 Euro pro Optionsschein.
Nach Abzug der Transaktionskosten erhielt ich 1049,50 Euro auf mein Konto.
Im Ergebnis konnte ich für einen Tag Haltedauer und
als Gewinn erzielen.
Im Ergebnis steht ein angemessener Gewinn bei einem relativ geringen Kapitaleinsatz.
Allerdings wären bei einem Einsatz von 1865,00 Euro, also eintausend Optionsscheinen für einen Tag Haltedauer 230,00 Euro angefallen. Das sieht doch bereits deutlich besser aus.
Zusätzlich wäre dieser Trade immer noch mit weniger Kapitaleinsatz verbunden als beim Kauf des Basiswertes. Hier hätte ich nur 44,70 Euro Gewinn erzielt, aber ich hätte zuvor einen deutlich höheren Kapitaleinsatz aufbringen müssen.
Dieser Trade ging gut aus. Ich habe die Entwicklung der Visa-Aktie weiterverfolgt:
Am 03. Mai 2024 wäre ich ausgestoppt worden.
Ein paar Tage später stand die Aktie wieder auf Kauf-Niveau, um dann am 13.05. wieder in der Gewinnzone zu landen. Einen Tag später stände wieder ein Verlust zu Buche.
Daraus habe ich folgende Schlüsse gezogen:
Je mehr Kapital ich einsetze, je höher ist der Gewinn oder der Verlust.
Im Chart war erkennbar, dass die Aktie ca. drei Mal ein Tief bei ca. 260 Euro bildete und dann jedes Mal zuverlässig anstieg, mindestens bis 265, im Höchstfall sogar bis 270 Euro.
Ein Kauf bei 260 bis 261 Euro hätte also recht zuverlässig ein Gewinn von 300 bis 500 Euro beim Kauf von 1.000 Optionsscheinen bringen können.
Ich gehe bei dieser Darstellung von einem Depot von 5.000 Euro aus. Der Kauf von 1.000 Optionsscheinen zu einem Kurs von 2,00 Euro wäre problemlos möglich und würde 2000,50 Euro kosten.
Fällt der Kurs des Optionsscheins auf 1,90 Euro betrüge der Verlust bereits 101,00 Euro.
Bei einem Depot von 5.000 Euro wären das 2 % des Depot-Bestandes als Verlust für einen Trade.
Es heißt, dass das ungefähr die Orientierungsgröße für einen max. Verlust pro Trade sein sollte. Wenn ich auf 5 % gehen würde, stellt das ein Verlust von 250 Euro dar.
Meine Erfahrung besagt, dass ein StoppLoss bei ca. 20 ct unter dem Einstiegspreis liegen sollte, um nicht zu schnell ausgestoppt zu werden. Ich handle bisher aber auch mit Einsätzen von max. 400,00 Euro pro Trade.
Der Verlust bei 1.000 Optionsscheinen würde dann bei 201,00 Euro liegen und 4 % des Depots ausmachen.
In diesem Fall würde ich den StoppLoss bei 1,90 Euro legen und einen früheren Stopp akzeptieren.
Entwickelt sich der Basiswert in die richtige Richtung, steigt der Wert des Optionsscheines. In diesem Fall ziehe ich den StoppLoss Schritt für Schritt nach.
Das wäre eine richtige Strategie, in dem man Verluste stark begrenzt und Gewinne laufen lässt.
Aus meiner Sicht stellt sich diese Variante schwieriger dar. Hier spielt die Marktsituation sicher eine größere Rolle. Aber hier im Timing richtig zu liegen, wenn eine Kurskorrektur ansteht, ist äußerst schwierig.
Einfacher ist es hier auf Unternehmen zu setzen, deren Fundamentalanalyse auf fallende Kurse zeigt. Hohe Schulden, keine Gewinne trotz steigenden Umsatz, oder auch fallender Umsatz sollten hier Aufmerksamkeit erregen und Anlass für eine eingehende Prüfung der Fundamentaldaten sein.
Zeigt uns der Chart, dass der Kurs bereits rückläufig ist, kann man hier den Kauf eines Put-Optionsscheines andenken.
Beim Handeln mit Optionsscheinen ist die technische Analyse, neben der Bewertung der allgemeinen Marktsituation und der Fundamentaldaten ein sehr hilfreiches Mittel.
Dabei würde ich nicht so sehr auf Indikatoren setzen, sondern eher Widerstände und Unterstützungen bewerten.
Im Fall der Allianz-Aktie stellte der Kurs von 260 Euro eine Unterstützung dar. Der Kurs fiel insgesamt vier Mal bis dorthin, um sich dann wieder aufzurappeln bis zum Widerstand, an dem der Kurs dann wieder zurückfiel.
Solche erkannten Handelsspannen eignen sich für kurzfristige Trades mit Optionsscheinen sehr gut.
Irgendwann verlässt der Kurs die Handelsspanne, dann tritt bei negativer Entwicklung ein Verlust ein. Dabei hilft uns der StoppLoss den Verlust in vorher festgelegten Grenzen zu halten.
Bei positiver Entwicklung bringt ein Nachziehen des StoppLoss höhere Gewinne als erwartet.
Bei sorgfältiger Recherche und Planung lassen sich mit einem vernünftigen Risikomanagement in relativ kurzer Zeit akzeptable Gewinne erzielen.
Um Mai 17, 2024